Videospielhistorikers Wochenrückblick 13.03. – 27.03.

Gewissensentscheidungen in der Diktatur: Beholder 2

Die Frage, wie man selbst in einer Diktatur handeln würde, ist nur sehr schwierig zu beantworten, da man sich nur schlecht in diese Situation hineinversetzen kann, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Das 2016 erschiene Adventure Beholder des russischen Entwicklerstudios Warm Lamp Games bot den Spieler*Innen die Möglichkeit, sich diese Frage zumindest virtutell zu stellen: Hier spielte man einen Blockwart, dessen Aufgabe es war, Menschen zu überwachen, die den Staat „gefährden“ könnten. Dabei geriet der Spielende immer in den moralischen Zwiespalt, den überwachten Personen zu decken und ihnen zu helfen und sich selbst in Gefahr zu bringen, oder „treu“ seinen Dienst zu tun und somit unschuldige Leben zu gefährden. Beholder 2 greift dieses an die DDR erinnernde Setting wieder auf und versetzten die Spieler*Innen hier in die Situation, den mysteriösen Mord am eigenen Vater zu recherchieren. Einen ausführlichen Test zum Spiel von Christopher Wandel inklusive einer pädagogischen Betrachtung findet ihr unter dem folgenden Link:

Spielbeurteilung Beholder 2 (spielbar.de)

Ein Spiel für den Geschichtsunterricht? – Attentat 1942

Attentat 1942 ist ein Serious Game, in welchem die Operation Anthropoid im Mittelpunkt steht: Ein Attentat auf den damaligen Stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren Reinhard Heydrich. Bei diesem wurde Heydrich von dem tschechoslowakischen Widerstandskämpfer Jozef Gabčík durch eine Granate in seinem Auto getötet. Das Spiel greift dabei den Hintergrund der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten auf und thematisiert aus verschiedenen Perspektiven die Hintergründe zu diesem Attentat. Das GameLab hat sich das frei verfügbare Serious Game einmal genauer angeschaut und stellt es ausführlich vor, inklusive seines Potenzials für den möglichen Einsatz im Unterricht.

Digitales Spiel – Attentat 1942

Know „your“ history? – Das problematische Geschichtsbild von Call of Duty: Cold War.

War die Call of Duty-Reihe mit ihren letzten Ablegern vor allem dafür bekannt, „aktuelle“ Konflikte zu thematisieren, so wagt sie sich mit dem neusten Titel wieder in die Vergangenheit: Dort steht der Kalte Krieg im Fokus, passend garniert durch den Slogan „Know your history“. Was eigentlich Chancen für viele spannende Geschichten bietet, wird vom Spiel aber dafür genutzt, Verschwörungstheorien zu manifestieren, welche vor allem in rechtsextremen Kreisen sehr verbreitet sind. Da das Spiel an einigen Stellen auch mit Originalmaterial arbeitet, ist es schwierig, den Unterschied zwischen „Realität“ und Fiktion zu erkennen, was sich das Spiel für seine Erzählung aber direkt zu Nutze macht. Rainer Sigl deckt in seinem Artikel auf, welche Probleme Call of Duty: Cold War in Bezug auf Geschichtsrevisionismus und Verschwörungstheorien hat und ist daher eine absolute Leseempfehlung. Den ganzen Artikel auf belltower.news findet ihr unter dem folgenden Link.

Die rechtsalternativen Verschwörungsfantasien von „Call of Duty“ (belltower.news)

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