Civilization V – Technologiebaum: Informationszeitalter (Teil 1)

 

Gut 6000 Jahre haben wir nun seit Beginn dieser Serie betrachtet: eine Sache fehlt aber noch, um den Schritt in die Gegenwart zu machen, nämlich das letzte Zeitalter bei Civilization 5: das Informationszeitalter. In der Einordnung von Epochen nach dem vorherrschenden Wirtschaftssystem ist diese das dritte: Jahrtausende war die Menschheit eine Agrargesellschaft, dann kam mit der Industrialisierung das Industriezeitalter (Hallo Epoche 5!) und in der zweiten Hälfte des 20. Jhdts. schließlich der Übergang in das Informationszeitalter: der Handel und Austausch von digitalen Gütern steht in der heutigen Zeit im Vordergrund und lässt die Welt immer mehr zusammenwachsen. Aber es lassen sich Informationen nicht nur schneller austauschen, durch die moderne Technik kann man vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich auch mehr Informationen gewinnen. Chemie, Physik oder die Medizin haben seit dem Ende des zweiten Weltkriegs eine rasante Entwicklung durchgemacht, weil man nun auch die passende Technik hatte: Laser, Computer oder auch Roboter halfen bei der Forschung. Globalisierung und rasanter technischer Fortschritt sind also die zentralen Merkmale dieser Epoche und sollen im Spiel die Brücke ab den 1950er Jahren bis in die Gegenwart (und darüber hinaus!) bilden. Heute wollen wir untersuchen, wie das Spiel diese Epoche behandelt: Passen die unterschiedlichen Technologien in das Informationszeitalter? Haben sie auch heute noch eine Relevanz? Was steht für das Spiel in dieser Epoche im Fokus? All dies gilt es heute und in 2 Wochen zu klären, denn aufgrund ihrer Größe wird das Informationszeitalter in zwei Blogeinträgen behandelt werden! Doppelt hält ja bekanntlich auch besser. Also viel Spass beim Lesen!

Ruf doch mal an

Oben links erwartet uns dann die Telekommunikation als erste Technologie. Auch wenn man aufgrund der Namensähnlichkeit zum Telefon darauf kommen könnte, dass es hier um die technische Kommunikation geht. Aber tatsächlich umfasst der Begriff den generellen Austausch von Informationen über eine größere räumliche Distanz. Also gehen wir noch einmal zurück in die Antike… oder sogar noch weiter. Denn bereits Methoden wie Rauchzeichen dienen ja dazu, über weite Entfernungen zu kommunizieren. Im Laufe der Menschheitsgeschichte kamen dann weitere nicht-technische Methoden dazu, Brieftauben, Fackeln oder auch Trommeln wurde unterschiedlich oft benutzt.

rauchzeichen
Kurznachrichten vor WhatsApp: Rauchzeichen

Die ersten technischen Methoden kamen dann im 19. Jhdt. auf und damit auch schon zwei Zeitalter früher im Spiel: Die Telegrafen. Aus diesem Grund wirkt es im Spiel merkwürdig, dass Funkwesen und Telekommunikation gut 2 Zeitalter auseinander sind und die Telekommunikation aus der Ökologie hervorgeht. Sicherlich war der private Gebraucht von Telefonen damals noch weit entfernt, aber ein direkter Zusammenhang zwischen den beiden Technologien wäre historisch gesehen wünschenswert gewesen. Worauf diese Technologie wohl hinaus möchte, ist das „heutige“ Telekommunikationssystem. Nicht die Technik an sich steht im Vordergrund, sondern dass es Menschen heute relativ gut möglich ist, über die ganze Welt zu kommunizieren. Dafür spricht auch das Freischalten des bekannten Fernsehturms CN Tower als Weltwunder durch diese Technologie. Und das Bauen des CN Towers sorgt dafür, dass in jeder Stadt ein kostenloser Funkturm gebaut wird, wodurch der Bezug zum Funkwesen deutlich wird. Man hat diese logisch aufeinander aufbauenden Technologien wohl getrennt, damit diese relativ starke Bonus nicht sofort greift. Durch die erhöhte Produktion von Kultur und Tourismus beim Funkturm wäre es sonst zu einfach gewesen, den Kultursieg zu erringen.

Als nächste Technologie erwarten uns die mobilen Taktiken. Hierbei handelt es sich wieder um eine Militärstrategie, welche von schnellen und flexiblen Einheiten ausgeht. Durch diese hohe Mobilität sollen die Feinde verwirrt und besser überfallen werden können. Diese Taktik wurde vor allem gegen Ende des zweiten Weltkriegs eingesetzt, aber auch den späteren Kriegen mit amerikanischer Beteiligung (Koreakrieg, Vietnamkrieg) war gute Mobilität ein wichtiger Faktor. Ob man daraus jetzt aber eine eigene Technologie macht, kann man schon hinterfragen. Denn gegenüber der Wichtigkeit von Schrift, Chemie oder Elektronik fallen die mobilen Taktiken dann doch etwas ab. Für das Spiel scheint diese Technologie auch nur den Sinn zu haben, Mechanisierte Infanterie als neue Militäreinheit einzuführen, denn mehr schaltet man dadurch nicht frei. Zeitlich gesehen kann man mit dieser Technologie leben, eine weltgeschichtliche Bedeutung hatte sie (im Vergleich zu anderen Technologien) aber nicht.

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Mechanisierte Infanterie rückt vor

Nun kommen wir zur Ballistik… Moment mal, gab es die nicht schon in der Moderne? Genauer gesagt handelt es sich hier um die Fortgeschrittene Ballistik, durch das Adjektiv soll symbolisiert werden, dass sie eine Weiterentwicklung der normalen Ballistik darstellt. Auch wenn viele Technologien diesen Charakter haben (siehe Telekommunikation), so ist dies die einzige Technologie im Spiel, welche das auch so offen zeigt. Was sie nicht zeigt, ist was man mit diesem „fortgeschritten“ genau meint. Nach der Beschreibung im Spiel geht es hier besonders um das Thema „Präzision“: GPS und Lasererfassung würden eine bessere Zielerfassung über größere Distanzen ermöglichen. Diese Anmerkung ist interessant, da GPS (→ Satellitentechnologie) und Lasertechnologie ebenfalls Technologien des Informationszeitalters sind. Also kann man diese Technologie erforschen, ohne die dazugehörige Basis zu haben. Zeitlich gesehen passt diese genaue Zielerfassung aber in das Informationszeitalter und die Raketentechnik dient hier als logische Grundlage. Neben dieser benötigt man noch die Kernspaltung, was wohl die Erklärung dafür ist, dass man hierbei auch die Atomrakete freischaltet. Trotzdem wirkt es komisch, dass lediglich eine Technologie im gesamten Technologiebaum „verbessert“ wird, anstatt ihr einen eigenen Namen zu geben. Oder die dortigen Technologien in andere zu packen.

Like a Satellite…

Eine mögliche wäre dann die Satellitentechnologie. Wie schon zuvor erwähnt basiert auch das GPS darauf, Daten von einem Satelliten zu bekommen, welcher um die Erde kreist. Der erste Satellit dieser Art wurde im Jahr 1957 von der Sowjetunion ins Weltall geschickt und trug den Namen Sputnik 1.

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ALLseits bekannt: Ein Modell von Sputnik 1

Kurz darauf sollten auch die Amerikaner folgen und bis heute haben viele weitere Nationen Satelliten ins All befördert (Deutschland übrigens 1969). Da die Aufgaben eines solchen Satelliten sehr vielfältig sein können, ist die Bedeutung dieser kaum zu beschreiben. Sowohl für die damalige, als auch für die heutige Zeit. Das Spiel spiegelt dies in gewisser Weise wieder, da durch das Erforschen dieser Technologie die gesamte Spielkarte aufgedeckt wird. Dies ist gewaltiger Vorteil für Spieler, wenn sie Gegner, Rohstoffe, strategische Positionen sehen können. Ebenso schaltet man das Weltwunder „Hubble-Weltraumteleskop“, welches dank seiner Boni einen großen Schritt in Richtung Wissenschaftssieg liefert. Auch die Raketentechnik als Vortechnologie passt in den historischen Kontext und rundet diese rundum gelungene Technologie ab. Kein Wunder, dass wir mit einem Song darüber den ESC 2010 nur gewinnen konnten!

Weiter geht es mit der Robotertechnik. Maschinen als Hilfsmittel kannte man schon aus der Antike, aber großflächig arbeitende Roboter kamen erst im 20. Jhdt. auf. Hiermit sind besonders solche Roboter gemeint, die zum Einsatz in bestimmten Umfeldern konzipiert worden sind (bspw. in der Industrie): Einmal programmiert kann der Roboter seiner Aufgabe autonom nachgehen. 1954 meldete der Amerikaner George Devol das erste Patent für einen Industrieroboter an und dies gilt als deren Geburtsstunde. Diese selbst arbeitenden Maschinen sollten aber nicht nur für Begeisterung sorgen, denn die Themen „künstliche Intelligenz“ und „Widersetzen gegen den Erschaffer“ haben Menschen auch außerhalb der typischen Geschichten aus Hollywood und co beschäftigt. Heutzutage sind Roboter mehr denn je präsent in den unterschiedlichsten Bereichen, Tendenz steigend. Diese unterschiedlichen Bereiche finden sich auch im Spiel, konzentriert auf die wichtigsten: Militär und Produktion: Dort wird nämlich durch diese Technologie zum einen eine neue Militäreinheit freigeschaltet (Raketenkreuzer), zum anderen ein Gebäude, welches die Produktion einer Stadt erhöht (Raumschiff-Fabrik). Die Computertechnologie als Grundlage für die Programmierung von Robotern erklärt sich von selbst, die Raketentechnik eher weniger. Aber durch den Raketenkreuzer kriegt man das halbwegs hingebogen.

raketenkreuzer
See(r) gefährlich: Raketenkreuzer

Technologie #6 trägt den Namen Lasertechnologie und geht aus der Computertechnologie hervor. Bereits 1917 lieferte Albert Einstein die theoretische Grundlage für den Laser, 11 Jahre später konnte sein deutscher Kollege Rudolf Ladenburg diesen auch experimentell nachweisen. Ein nicht-experimenteller Laser wurde aber erst 1960 gebaut und zwar von Theodore Maiman in Amerika. Auf diesem aufbauend konnte die Lasertechnologie dann einen großen Sprung machen, was dann u.A. zu den Speichermedien von CD und DVD führen sollte. Auch wenn man erst noch gerätselt hat, was man damit machen könnte (Maiman nannte den Laser daher „eine Lösung, die nach einem Problem sucht“). Vom Einsatz als Waffe ganz zu schweigen. Im Spiel gibt es aber nur den militärischen Faktor, denn es kommen Kampfpanzer und Düsenjet als neue Einheiten dazu. Einen zivilen Nutzen hat die Technologie hier nicht.

Goldfinger (1964)
Schon 1965 musste sich James Bond mit Lasern herumschlagen (Szene aus Goldfinger)

Bitte bleiben Sie dran…

Von Lasern und anderen technischen Entwicklungen soll es das für den heutigen Tag erst mal gewesen sein. Als Zwischenfazit kann man schon mal festhalten, dass auch in dieser Epoche das Militär im Vordergrund steht. Die meisten neuen Spielelemente sind Militäreinheiten, ansonsten gibt es noch einen Fokus auf den Wissenschaftssieg (Stichwort: Weltraumteile). Dies mag ein wenig merkwürdig erscheinen, da die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg eigentlich ein wenig ruhiger war. Zwar gab es größere Konflikte, aber keine in dem Ausmaß des zweiten Weltkriegs mehr. Dadurch war eine Konzentration auf Militäreinheiten in der vorherigen Epoche historisch noch gerechtfertigt, hier müssen wir uns noch zwei Wochen gedulden, ob der zweite Teil des Informationszeitalters da noch ein wenig nachbessern kann. Zeitlich gesehen passen die meisten Technologien in den Beginn des Informationszeitalters, auch wenn man die wirkliche Hochphase erst ab den 70ern platziert. In den 50ern wurden aber viele Grundlagen dazu gelegt, weshalb sich das Spiel diese Bezeichnung erlauben kann. Genauso wie eine kleine Pause, die man sich jetzt zum Verdauen des Textes gönnen kann! In zwei Wochen geht es weiter mit der Serie, vorher werfen wir nächste Woche aber wieder einen Blick auf die Geschichte Deutschlands in Civilization! Die ist nicht ganz 6000 Jahre alt, aber nicht weniger interessant.

 

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