Wer ist es? – Gorgo

Wer ist es?

Gorgo (oder für die Gräzisten: Γοργώ), als Tochter, als Ehefrau und als Mutter eine einflussreiche Frau am spartanischen Hof.

Wann regierte sie?

Hier lässt sich wenig genaues sagen. Auf jeden Fall heiratete sie nach dem Tod ihres Vaters und amtierenden Königs von Sparta 490 v.Chr. ihren Onkel Leonidas. Dieser starb wiederum in der Schlacht bei den Thermopylen 480 v.Chr., wonach sie die Regierungsgeschäfte für ihren Sohn übernahm. Ihr Wirken lässt sich deshalb auf die erste Hälfte des 5. Jhdts. v.Chr. datieren.

Was sind ihre Boni?
Thermopylae

Gorgos „privater“ Bonus trägt den Titel Thermopylae und spielt damit direkt auf die oben genannte „Niederlage“ der Spartaner an. Spätestens durch den Film 300 aus dem Jahr 2007, in welcher sich eine kleine Gruppe von Spartanern heldenhaft den zahlenmäßig überlegenen Persern entgegenstellt, ist diese Schlacht relativ bekannt. Kurz zusammengefasst: König Leonidas zieht mit 299 weiteren Spartanern an einen engen Pass bei den Thermopylen, um dort am besten gegen die anrückenden Perser kämpfen zu können. Trotz großen Einsatzes können die Spartaner aufgrund der zahlenmäßigen Unterlegenheit nicht gewinnen, sterben aber durch ihren Einsatz einen höchst heldenhaften Tod. An diese Schlacht erinnert die Aufschrift einer Säule bei den Thermopylen: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“ – Aufopferung für das Vaterland. Wie bei so vielen Fällen ist die ganze Geschichte historisch gesehen eher streitbar. Neben den 300 Spartanern kämpften wohl auch noch weitere griechische Volksstämme auf deren Seite, sodass man anstatt 300 insgesamt wohl 6000 Griechen hatte. Und auch der im Film präsentierte Kampf zwischen den „guten und heldenhaften Greichen“ auf der einen, den „bösen und mysteriösen Persern“ auf der anderen Seite gehört eher ins Land der Legenden. Gerne wird aus dieser Geschichte auch ein Kampf zwischen Europa und dem Orient erdichtet, was vor allem von rechten Bewegungen geschieht. Die sogenannte „Identitäre Bewegung“ benutzt deshalb auch das Lambda-Symbol der spartanischen Hopliten als Erkennungsmerkmal, weil sie sich in der Reihe der Abwehrkämpfer Europas gegen die Invasoren aus dem Osten sehen.

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Die Thermophylen heute: Das Meer ist zurückgewichen.

Aber abgesehen von solchen kruden Verwendungen dieser Schlacht ist deren Mythos auch in der Antike unbestritten. Darauf bezieht sich das Spiel hier zurück, wenn es für jeden gefallenen Gegner zusätzliche Kulturpunkte generiert: Die Hälfte der Stärke der besiegten Einheit wird dem Kulturkonto gutgeschrieben. Wobei es hier keinen Bezug auf die Heldenhaftigkeit gibt, denn er zählt auch für Kämpfe, die entgegen des historischen Vorbilds, sehr einfach sind. Eine besiegte Einheit, die vorher bereits Schaden erlitten hat, bringt genauso viel an Kultur, wie eine Einheit, die in einem Einzelkampf besiegt wurde. Oder wenn ein Bogenschütze von einem griechischen Panzer überrollt wird, wo man nicht gerade von einer heldenhaften Tat sprechen kann.

Platos Republik

Während Thermopylae Gorgos alleiniger Bonus ist, teilt sie sich die anderen Boni mit dem zweiten griechischen Anführer Perikles. Der erste davon trägt den Titel Platos Republik und bringt einen zusätzlichen Joker-Politikplatz in jeder Regierung. Als Joker-Politikplatz ist er nicht auf eine bestimmte Gattung festgelegt, sondern kann aus allen drei „Obergattungen“ gewählt werden. Der Bezug leitet sich vom Philosophen Platon ab (bekannt aus meiner Technologiebaumserie zu Civilization V!). Er lebte vermutlich von 428 bis 348 v.Chr. und befasste sich in seinem Leben mit vielen verschiedenen philosophischen Themen. Dazu zählte auch die Frage, wie der „ideale Staat“ aussehen solle, welche er in seinem Werk Politeia (Gr.: Der Staat) beantworten wollte. Hier spricht er sich für einen Ständestaat mit Bauern und Handwerkern, Kriegern und Wächtern und Philosophenherrschern. Im übertragenen Sinne findet sich das bei dem Bonus in Civilization 6 wieder, denn die drei Boni lassen sich auf diese 3 Stände übertragen: Bauern und Handwerkern stehen für die Wirtschaft, Krieger und Wächter für das Militär und die Philosophenherrscher als Staatslenker für die Diplomatie. Also alles passend? Nicht ganz, denn bei den ganzen guten Gedanken gibt es ein kleines Problem: Platons Staatsmodell war nur ein theoretisches und wurde in Griechenland nie in die Praxis umgesetzt. Lediglich auf Sizilien wollte Platon versuchen, es in die Realität umzusetzen, was aber mehr oder weniger in die Hose ging. In der Forschung gibt es eine große Debatte darüber, ob Platon dieses Modell bewusst nur als Utopie erdacht hat. Im Spiel fällt nun dem Spieler die Aufgabe zu, diesen Staat ins Leben zu rufen. Das ist ein netter Twist, der den meisten Spielern aber wohl nicht klar sein dürfte, weil dieser Bonus wie ein normaler (= reel existierender) Bonus wirkt. Abgesehen davon gibt es noch zwei größere Problem, die in Bezug auf Gorgo mit diesem Bonus existieren: Platon lebte gut 200 Jahre nach Gorgo, weshalb diese wenig von seinem Staatsmodell gekannt haben wird. Dazu herrschte Gorgo über Sparta und nicht über Athen. Sicherlich waren beide griechische Völker, aber gerade zwischen diesen beiden gab es doch zahlreiche Unterschiede. Platon selbst lebte in Athen und orientierte sich an der attischen Lebensweise. Aber da dies „griechische“ Boni sind, geht das noch in Ordnung. Wie schon bei Civilization V gilt auch im sechsten Teil, dass Anführer und Staatsboni zeitlich nicht immer zusammenhängen müssen.

Hoplit

Jeder Strategiespieler weiß: Wenn es die Griechen als Fraktion in einem Spiel gibt, darf eine Einheit nicht fehlen: Der Hoplit. Bekannt durch seinen großen Schild, die lange Lanze und dem markanten Kammbusch auf dem Helm ist er wohlbekannt. Dieser Ruf kommt nicht von umsonst, denn die Hopliten nahmen in der Tat eine wichtige Rolle unter den griechischen Soldaten ein. Ab dem 8./7. Jahrhundert v.Chr. konnte sie für die Griechen viele Siege erringen, was auch an einer Formation lag: Die Phalanx. Mehrere Hopliten nebeneinander konnten so eine fast unüberwindbare Verteidigungsmauer aufstellen. Aus dieser Tatsache entwickelt sich auch der Bonus der Hopliten im Spiel, denn sie bekommen 10 zusätzliche Stärkepunkte, falls sie neben einer anderen Hopliteneinheit stehen. Ihr anderer Bonus ist zusätzliche Stärke gegen Kavallerieeinheiten, bei der Länge ihrer Lanzen ergibt er sich von selbst. Der Hoplit selbst war in ganz Griechenland weit verbreitet, sowohl in Athen, als auch in Sparta. Die Grundausrüstung blieb immer dieselbe, dafür gab es bei den Feinheiten kleine Unterschiede. Etwa auf den Schilden, sodass je nach Stadtstaat etwas anderes zu sehen war, die Spartaner hatten bspw. das Λ als Symbol. Dies findet sich auch im Spiel wieder, denn den Hopliten werden zufällig Schildsymbole zugeordnet, wodurch sie sich optisch, aber nicht spielerisch unterscheiden. Was ein wenig merkwürdig wirken kann, wenn Sparta auf einmal Hopliten ohne eigenes Symbol produziert.

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Einsatzbereit: Die griechischen Hopliten mit verschiedenen Symbolen auf den Schildern.

Akropolis

Abschließend bleibt noch der besondere Bezirk, welcher den Griechen im Spiel zusteht. Hier handelt es sich um die Akropolis, welcher den normalen Kulturbezirk ersetzt. Wie es die tausenden griechischen Restaurants vermitteln würden, ist das aber kein Bezirk zum Essen, sondern im ursprünglichen Sinne eine Befestigungsanlage. Sie wurde am höchsten Punkt der Stadt errichtet, um möglichst gut verteidigt werden zu können. Im Laufe der Jahrhunderte wich der Verteidigungs- jedoch einen Kulturgedanken und zahlreiche Kultstätten wurden dort zentral errichtet. Deshalb bedient sich das Spiel auch eher der kulturellen Schiene: Die Akropolis bringt zum einen zusätzliche Kulturpunkte für angrenzende Geländeboni, zum anderen feste Punkte für große (kulturelle) Persönlichkeiten. Auch wenn die bekannteste Akropolis in Athen steht, ist es doch ein Merkmal für eigentlich alle griechischen Städte. Deshalb ist sie auch in Sparta nicht verkehrt.

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Nicht immer hochgelegen: Die Akropolis in Civilization 6

 

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