Civilization V – Technologiebaum: Klassik


Die Klassik

Was sind die ersten drei Begriffe, die Euch zu Griechenland einfallen? Ohne die Antworten jetzt groß überprüfen zu können, vermute ich mal, dass Begriffe wie „Schulden“, „Pleite“ oder „bankrott“ auch dabei sein werden. Denn in diesem Kontext wird in den meisten Medien immer berichtet, wenn Griechenland mal wieder kurz davor stehen, die europäischen Gläubiger nicht mehr bezahlen zu können. Und auch sonst hört man aus populistischen Kreisen immer wieder, dass man es nicht gut finde, dass „wir in Deutschland für die faulen Griechen“ arbeiten müssen. Kurzum: allzu gut steht es um das Land am Mittelmeer gerade nicht. Da ist es doch immer wieder gerne gesehen, wenn man sich an positiven Beispielen aus der Vergangenheit aufbauen kann. Und wenn dies ein Land kann, dann ist es Griechenland! Wer sich an die eigene Schulzeit zurückerinnert, wird sicher darauf kommen: Erfinder der Demokratie, Erfinder des Theaters und der festlichen Spiele, Erfinder der Philosophie, Erfindet von „Orient“ und „Okzident“, man könnte wohl stundenlang so weiter machen. Inwiefern diese Titel jetzt berechtigt sind, könnte man natürlich auch hinterfragen, aber wir wollen uns in diesem Blogeintrag eher darauf konzentrieren, wie das Spiel diese Erfindungen in das Spiel einbaut und wie der Technologiebaum für die Zeit nach der Antike aussieht und natürlich, ob sein Aufbau historisch Sinn macht. Und natürlich, ob er wirklich so „griechenzentriert“ ist, wie man jetzt vermuten könnte. Aber wir inhaltlich anfangen, muss noch kurz etwas zur Terminologie gesagt werden:

Spätestens nach dem Erforschen aller Technologien aus der Antike landet man dann in der Klassik. Hier gibt es (wie schon bei der Antike) das Problem, dass dieser Begriff ein wenig irreführend ist: Er bezeichnet nämlich viele kleinere Phasen der Geschichte, welche inhaltlich nicht zusammenhängen. Da gibt es zum einen das klassische Griechenland, welches auf den Zeitraum um 490 v.Chr. und 336 v. Chr. datiert wird, hier ist der Begriff vor allem von Kunst und Literatur geprägt. Aber auch in der römischen Geschichte gibt es eine Phase der Klassik, welche als Blütezeit der römischen Rechtswissenschaften gilt und von der Anfang des 1. Jhdts. n.Chr. bis zum Ende der severischen Dynastie 235 n.Chr. reicht. Beide Phasen haben aber nicht viel miteinander zu tun und decken auch keinen wirklich großen Raum ab, wenn man bedenkt, wie die Lücke zwischen dem Ende der Bronzezeit (800 v.Chr.) und dem Beginn der Mittelalters (~500 n.Chr.), welche das nächste Zeitalter im Spielverlauf ist, gefüllt werden muss. Auch Deutschland hat ja seine eigene Klassikepoche (~1800).

Goethe Schiller
Zwei Vertreter der „deutschen Klassik“: Goethe und Schiller

Im Spiel hat man dieses Zeitalter wohl einfach wörtlich aus dem Englisch übersetzt, wo diese Phase als „Classical Era” beschrieben wird. Und dieser Begriff passt im Original tatsächlich auch in den den gesuchten Zeitraum, während die deutsche Übersetzung eine falschen Eindruck vermittelt. Hier wäre es nun besser gewesen, den Antikebegriff, welchen man für das vorherige Zeitalter verwendet hat, hier einzusetzen und dort den Begriff “Frühgeschichte” zu verwenden. So viel erstmal zur Terminologie, jetzt geht es an den Inhalt!

Am Anfang war das (gebrochene) Licht?

Als “erste” Technologie in diesem Zeitalter findet sich ganz “oben links” die Optik, welche aus dem Segeln hervorgeht. Auch hier ist der Begriff wieder etwas komplizierter, als es das Spiel darstellt. Denn unter Optik gibt es verschiedene Definitionen, die gemeint sein könnten. Ohne einen zu großen Exkurs in die Physik zu wagen, sei nur erwähnt, dass sich die Optik mit der Ausbreitung von Licht beschäftigt und man zwischen Wellenoptik und geometrischer Optik unterscheidet. Beide Formen sind aber eher in der Neuzeit erforscht wurden, sodass man sich die Frage stellt, was die Optik in der Klassik zu suchen hat. Durch das Segeln als “Basis” und das dazugehörige Freischalten von Leuchttürmen lässt sich das Feld schonmal soweit eingrenzen, dass das Spiel hier wohl auf optische Hilfsmittel für die Seefahrt hinweisen möchte: Signalfeuer als Orientierungshilfe für Schiffe, welche schon weit aus der Ferne gesehen werden können. Wenn man diesen Weg weitergeht, landet man am Ende bei dem griechischen Mathematiker Euklid, welcher im 3. Jhdt. v.Chr. lebte. Er hat das Reflexionsgesetz formuliert und sich auch damit beschäftigt, welche Auswirkungen der Blickwinkel auf die (scheinbare) Größe eines Gegenstandes hatte. Daraus gewann man in der Seefahrt dann auch die Erkenntnis, Signalfeuer zu nutzen, um Schiffe auch aus der Ferne sicher in den Hafen lenken zu können. Der Leuchtturm von Alexandria stammt ebenfalls aus dem 3. Jhdt. v.Chr., was auch für diese Theorie späche.

Großer Leuchtturm
Der große Leuchtturm wird gebaut

Gleichzeitig muss man aber sagen, dass viele optische Hilfsmittel für die Seefahrt erst weitaus später entwickelt wurden, so z.B. das Taschenteleskop, welches auf dem Bild der Technologie zu sehen ist. Daher scheint es hier so, als wenn man noch eine Technologie gesucht hätte, in welche man noch ein paar maritime Gebäude reinpacken konnte, um den Sprung zum Kompass im Mittelalter nicht zu groß wirken zu lassen. Über das Segeln selbst werden ja schon 5 Sachen freigeschaltet (Höchstwert einer Technologie im Spiel) und um die Leuchttürme nicht in eine “nicht-maritime” Technologie (oder den Kompass) zu packen, hat man hier die nicht ganz passende Optik eingefügt. Civilization 4 hatte die Optik witzigerweise auch im Spiel enthalten, dort folgte sie aber NACH dem Kompass, also an optischen Hilfsmitteln (Sextant, Taschenteleskop) orientiert.

Das Reiten ist dann die nächste Technologie. Bei dieser hat man wieder einen sehr großen Zeitraum, in welchem man vom Erfinden des Reitens sprechen kann. Während einige Forscher glauben, dass es schon ca. 3500 v.Chr. Reiterei gegeben hat, geht man doch erst ab ca. 800 v.Chr. von einem verstärkten und gezielten Aufkommen von Reitern aus. Die Grenze um 800 v.Chr. kommt daher zustande, dass man hier größere Mengen an Reitern in Kriegen eingesetzt hat, was vor allem auf nomadische Völker wie etwa die Skythen zutrifft. Denn ein Reiter hatte gegenüber den vorher bekannten Streitwagen einen großen Vorteil in der besseren Beweglichkeit.

Reiterei
Reiter können schon früh im Spiel einen weiten Weg zurücklegen

Dadurch konnte sich das Pferd dann auch langsam in anderen Kulturen durchsetzen, der griechische Schriftsteller Xenophon verfasste um 350 v.Chr. sogar ein Werk über die Reiterei (Über die Reitkunst) und begründete so die Pferdewissenschaft (Hippologie). Vorraussetzung für diese Technologie ist entweder das Rad, woran man die historische Entwicklung von Streitwagenkämpfern zu Reitern richtig darstellt, oder das Fallenstellen, was eher unplatziert wirkt. Denn von Pferdefallen ist wenig überliefert, im Gegensatz zu vom Pferde fallen (Was für ein Gag, bitte nicht die Seite verlassen 😀 ).

Bei der Mathematik stößt man wieder auf das Problem, dass man den Begriff erst Mal ein wenig umfassender definieren muss. Denn verschiedene Zählverfahren gab es wohl auch schon 50.000 v.Chr.. Würde man reines Zählen als Mathematik definieren, müsste man also schon gut 50.000 v.Chr. anfangen. Erste komplexere mathematische Systeme stammen aus den Hochzeiten der Ägypter und Babylonier und beide Systeme kannten auch eigene Zählvarianten. Hier unterscheiden sich die Datierungen, während bei den Babylonieren die meisten überlieferten Tafeln mit Informationen auf einen Zeitraum von 1800-1600 v.Chr. geschätzt werden, gilt die ägyptische Mathematik noch als ein wenig älter. Denn hier kann man sich nicht nur auf gefundere Tafeln beziehen, sondern auf eine ganze Reihe von Bauwerken: die Pyramiden. Wie im Artikel zuvor erwähnt, stammen die ältesten Pyramiden aus einem Zeitraum um das Jahr 2650 v.Chr., wodurch sich eine Grenze setzt, vor welcher die Ägypter schon größere mathematische Kenntnisse gehabt haben müssen. Interessanterweise ermöglicht es das Spiel somit, da die Mechanik aus dem Rad hervorgeht, Pyramiden bauen zu können (-> Steinmetzkunst), ohne die Mathematik erforscht zu haben. Warum man sich hier für so eine etwas merkwürdige Aufteilung entschieden hat, lässt sich nicht ganz aufklären. Einen Lösungsansatz bietet eine weitere Verschiebung der Definitionsgrenze nach hinten: Mathematik gilt erst als erforscht, wenn sie eine wissenschaftliche Disziplin geworden ist. Und dies geschah unter dem Griechen Pythagoras von Samos, welcher im 6. Jhdt. v. Chr. lebte. Hier wurde erstmals nicht nur nach dem praktischen Sinn von Mathematik gefragt, sondern auch die Mathematik an sich hinterfragt. Der allseits bekannte (und beliebte?) Satz des Pythagoras wurde bspw. auch schon von den Ägyptern angewandt, allerdings war es eben jener Pythagoras, welcher zum ersten Mal seine mathematische Gültigkeit bewies (was wohl historisch auch nicht mehr ganz haltbar ist). Die Entwickler des Spiels müssten sich eben auf diese Definition berufen, um eine so relativ späte Position im Technologiebaum zu rechtfertigen.

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Bekannt aus dem Matheunterricht: Der Satz des Pythagoras

Komplizierte Vorgänge

Was bei der Mathematik schon kompliziert erscheint, wird nun noch einmal getoppt, und zwar vom Bauwesen. Wenn man sich einmal die Definition aus dem Duden anguckt, wird klar, wie schwammig dieser ganze Begriff ist:

Gesamtheit dessen, was mit dem Errichten von Bauten zusammenhängt

Kurz gesagt: Das Bauwesen umfasst viele kleine Einzelpunkte: Was soll gebaut werden? Welche Baustoffe sollen verwendet werden? Wer ist der Bauherr? Wie sieht der Bauprozess aus? Gibt es eine Baugenehmigung? Da jetzt für jeden Unterpunkt irgendwelche historischen Daten herauszusuchen, würde einen (also mich 😀 ) wohl verrückt machen. Von daher muss man sich diesem Begriff anders nähern, indem man sich guckt, was das Spiel mit dieser Technologie anfängt. Vorraussetzungen für das Bauwesen sind das Rad und die Steinmetzkunst. Dein Steinmetzkunst könnte verschiedene Bauaspekte des Bauwesens beinhalten, während das Rad auf die Herbeischaffung von Baustoffen und eventuellen Hilfsmitteln beim Bau hinweist. Als neue Einheiten/Gebäude werden durch das Bauwesen sehr verschiedene Sachen freigeschaltet: Kompositbogenschützen, Kollosseen (als normales Gebäude), die Terrakotta-Armee (als Weltwunder) und der Bau von Sägewerken (via Bautrupps). Wenn man hier die einzelnen “Erforschungsdaten” betrachtet, ist man auch nicht schlauer als zuvor: Der Kompositbogen wurde wohl um 2000 v.Chr. erstmals gebaut, während das älteste Kollosseum auf das Jahr 60 v.Chr. datiert wird. Die Terrakotta-Armee entstand wohl 210 v.Chr. und das erste Sägewerk war eine Sägemühle aus dem 3. Jhdt. n. Chr..

terrakotta-armee
Ein kleiner Teil der Terrakotta-Armee

Insgesamt gibt es damit einen Zeitraum von gut 2300 Jahren zwischen den verschiedenen Sachen, die über diese Technologie freigeschaltet werden, was es noch schwieriger Macht, das Bauwesen an sich irgendwie in eine zeitliche Dimension zu bringen. Deshalb würde ich das Bauwesen als eine Technologie bezeichnen, welche sich im eigentlichen Sinne gar nicht erforschen lässt. Das geplante Bauen von Gebäuden mit allem drum herum ist etwas, was man ansonsten schon auf die allerersten Hütten von Menschen beziehen müsste. Würde man eine “verbesserte Form des Bauens” darunter verstehen, müsste man es zeitlich wohl auf die Zeit um den Bau der ersten Pyramiden festlegen, denn hier wurden erstmals größere Gebäude gezielt gebaut und es gab einen sehr komplexen Bauprozess. Auf jeden Fall macht das Bauwesen in seinem Spielkontext wenig Sinn und die freischaltbaren Einheiten/Gebäude passen auch nicht wirklich zusammen, sodass die Technologie hier wohl als “Resttechnologie” herhalten musste, mit welcher man noch ein paar Sachen in das Spiel einbauen konnte, die ansonsten nirgendso hereingepasst hätten. Der Kompositbogenschütze bspw. konnte als stärkere Einheit gegenüber dem normalen Bogenschützen nicht auch über das Bogenschießen erforscht werden, sondern musste aus spielerischen Gründen dann eben ein wenig später kommen, weshalb man ihn in das Bauwesen gepackt hat.

Ein wenig leichter macht es einem dann die Philosophie. Denn diese lässt sich relativ genau auf das 6. Jhdt. v.Chr. datieren. Dort begannen die ersten Menschen, sich mit den philosophischen Fragen wie z.B. dem Ursprung aller Dinge zu beschäftigen. War es zu Beginn größtenteils noch Naturphilosophie, so wurde das Spektrum ab diesem Zeitraum kontinuierlich erweitert, bis es dann später in der Antike zur Gründung von eigenen Philosophenschulen kam. Als erster Philosoph gilt in der Philosophiegeschichte der Grieche Thales von Milet, welcher Wasser als als Ursache allen Lebens ansah. Auch die spielerische Einordnung ist sinnvoll, da die Philosophie durch den Kalender und die Schrift freigeschaltet wird: der Kalender steht hier wohl für die Beschäftigung mit der Natur (-> Sonnenzyklen) und die Schrift als Grundlage für die Verbreitung der philosophischen Lehren.

Bei Drama und Dichtung fällt auf, dass hier eine Technologie aus zwei Begriffen besteht. Die beiden Begriffe stehen zwar eng zusammen, aber trotzdem gibt es doch einen markanten Unterschied: Dichtung ist ein relativ weit gefasster Begriff und umfasst viele Untergattungen, von welchen das Drama nur eine ist. Diese Unterscheidung ist nun für den historischen Blick auf das Spiel ziemlich wichtig, denn sie sorgt für eine große Lücke, die zwischen den beiden Begriffen entsteht. Das Genre der Dichtung ist nämlich wesentlich älter als das des Dramas. Schon König David (1000 v.Chr.) aus Israel wurden dichterische Verse nachgesagt, spätestens im 7. Jhdt. v.Chr. gab es aber bei den Griechen Dichtungen mit Versmaßen und verschiedenen Stilmitteln. Das Drama hingegen “entstand” knapp 200 Jahre später aus dem Gottesdienst des Dionysos heraus. Dieser wurde (dem Gott des Rauschs und des Weins würdig) nämlich mit großen Festspielen geehrt, welche erst aus Gesangs- und Tanzeinlagen bestanden, sich dann aber zu Aufführungen mit Darstellern entwickelten. Als erster großer Dramatiker gilt der Grieche Aischylos, weil er viele Neuerungen wie einen 2. Schauspieler und weniger Gesang und dafür mehr Dialog auf die Bühne brachte. Sein 472 v.Chr. verfasstes Drama “Die Perser” ist das älteste erhaltene Drama der Welt. Beide Begriffe haben also ihre eigene Geschichte, bleibt also nur noch die Frage, warum man sie hier zusammengefasst hat: rein historische gesehen würden beide “Erfoschungsdaten” (7. Jhdt./5. Jhdt. v.Chr.) zu den Technologien passen, die ebenfalls in der Klassik erforscht werden. Anscheinend wollte man auch hier den Technologiebaum ein wenig schlanker machen und hat deshalb nicht erst Dichtung und dann das Drama eingebaut. Allerdings wäre die eine Technologie dazwischen sicherlich nicht so tragisch gewesen und auch spielerisch sind mehrere aufeinanderaufbauende Technologie in einem Zeitalter keine Seltenheit. Deshalb wirkt es hier so, als wenn es den Entwicklern eher darum gehe, diese beiden Begriffe in das Spiel zu bringen, anstatt sie historisch sinnvoll in den Technologiebaum einzugliedern.

Geld regiert die Welt – schon damals

Als nächste Technologie folgt die Währung und diese geht im Spiel aus der Mathematik hevor. Frei nach dem Motto: um mit Geld umgehen zu können, muss man erst Mal rechnen können! Tatsächlich gab es das Währungsprinzip schon weit vor der “Klassik, wenn auch ohne Geld. Die Währung bestand hier aus unterschiedlichen Gütern, die dann je nach Wert miteinander getauscht wurden. Jedes Gut hatte einen eigenen Wert und man tausche sich so zusammen, was man brauchte. Eine Münzwährung als Zwischenschritt kam dann erst zwischen 700 und 500 v.Chr. auf, Forscher gehen dabei sogar davon aus, dass sich die Münzwährung in Asien und Europa) relativ parallel (aber unabhängig!) entwickelt hat. Im europäischen Raum ist hier der Name Krösus hervorzuheben, welcher im 6. Jhdt. v.Chr. einer der reichsten Menschen seiner Zeit war und ja heute auch noch als Synonym für Reichtum angesehen wird.

Geld-Kroesus
Eine Münze aus dem 6. Jhdt. v.Chr.

Unter ihm (eventuell auch schon unter seinem Vater) wurde mit dem Herausgeben von Münzen als gültiges Währungsmittel begonnen und dieses Prinzip setzte sich relativ schnell im gesamten Mittelmeerraum durch. Deshalb reiht sich die Währung hier gut in die Erforschungszeit der Antike ein.

Neben der Währung schaltet die Mathematik zusammen mit dem Bauwesen auch noch den Maschinenbau frei. Dies mag im ersten Moment etwas komisch klingen, weil man bei Maschinen wohl eher die Neuzeit denkt, aber hier geht es eher um die Mechanik an sich: mechanische Prinzipien als praktische Hilfe beim Bauen. Denn Hilfsmittel haben Menschen schon sehr lange benutzt, wenn auch meistens ohne sich dabei nach dem physikalischen Hintergrund zu fragen, hauptsache es funkitonierte. Ein Beispiel dafür ist der Faustkeil, mit welchem man schon vor gut 900.000 Jahren (!) gearbeitet hat. Mehr physikalisch wäre die Schiefe Ebene, mit welcher man den Kraftaufwand beim transportieren von schwierigen Gegenständen verringern konnte. Die ersten, die sich dann auch Gedanken über das genaue Wirken der Physik bei solchen Hilfsmittel gemacht haben, waren (dreimal dürft ihr raten…) die Griechen und legten dadurch den Grundstein für die Ingenieurswissenschaften. Im 3. Jhdt. v.Chr. schrieb Archimedes (Heureka – ihr erinnert euch hoffentlich?!) zum ersten Mal ein physikalisches Gesetz nieder (das Hebelgesetz), was als Grundlage für viele weitere Maschinen galt (wie z.B. den Flaschenzug oder auch verbesserte Katapulte). Das es für so eine Forschung eine mathematische Grundlage geben muss, leuchtet sofort ein, aber warum man erst ein groß angelegtes Bauwesen braucht, um daraus Mechanik zu entwickeln, ist relativ sinnlos. Historisch gesehen ist der Kausalzusammenhang ja eher andersherum, dass man mit der Entdeckung neuer Techniken größere Gebäude bauen konnte und nicht, dass man was gebaut hat und sich danach überlegt hat, wie es wohl leichter ginge. Mit letzterem Gedanken wären die Pyramiden wohl ein ähnlicher Pflegefall wie der Berliner Flughafen geworden.

Abschließend bleibt dann nur noch die Eisenverarbeitung. Sie folgt direkt auf die Bronzeverarbeitung und hier hat das Spiel eine ziemlich gute Idee gehabt: Eisen als Ressource wird nämlich schon mit der Bronzeverarbeitung freigeschaltet, allerdings kann man damit noch nichts anfangen, bis man eben die Eisenverarbeitung erforscht hat. Hier folgt man dem historischen Beispiel, in welchem Kupfer nicht plötzlich, sondern sehr langsam durch Eisen abgelößt wurde. Die Menschen kannten auch in der Bronzezeit schon Eisen, aber die größere Verarbeitung davon kam erst später. Die Geschichtsforschung macht hier meistens um 800 v.Chr. den Übergang von der Kupfer- zur Eisenzeit, ab hier wurden Werkzeuge und Waffen eher aus Eisen als aus Kupfer hergestellt.

eisenwaffen
Eisenwaffen aus dem 4./3. Jhdt. v.Chr.

Wie auch schon die Vorgängertechnologie kann man sich durch den Schwertkämpfer als Weiterentwicklung des normalen Kriegers vor allem militärisch einen Vorteil verschaffen, der zivile Nutzen der Eisenverarbeitung wird spielerischen kaum wiedergegeben. Lediglich der Koloss wird zum Bauen freigeschaltet, was aber auch zwei kleine Probleme mit sich bringt, denn zum einen wurde er gut 500 Jahre später (um 300 v.Chr.) gebaut und zum anderen bestand er nicht aus Eisen sondern aus… Bronze!

Fazit

Wenn man sich jetzt mal alle Technologien anschaut, die quasi die Antike abdecken sollen, fällt doch auf, dass es fast nur “griechische” Technologien sind, während bspw. andere Großmächte der Antike (wie die Römer) überhaupt nicht vertreten sind. Die Antike ist im Spiel also wirklich eine “griechische Phase”, auch wenn der Spieler dies ohne Hintergrundwissen gar nicht groß wahrnehmen dürfte. Tatsächlich ist mit der Mechanik die “jüngste” Technologie in diesem Zeitalter gut 250 Jahre vor der Zeitenwende erforscht wurden, wenn man den Zeitraum vom Übergang aus der Antike ins Mittelalter auf das Jahr 500 n.Chr. setzt, bleiben also gut 750 Jahre, welche das Spiel nun technologischen einfach überbrückt. Haben die Römer also nichts für die Entwicklung der Menscheit beigrtragen? Die Antwort wäre natürlich ein nein, aber ein wenig ausholen muss man schon. Denn in der Tat haben sie viel Wissen von den Griechen übernommen und dieses dann verfeinert, woraus eine Vielzahl an kleiner Verbesserungen zustande kamen, die als eigene Technologie aber keinen Weg in das Spiel gefunden haben. Pflasterstraßen, Steinbrücken, Fußbodenheizungen oder literarischen Gattungen wie bspw. die Satire sind bedeutungstechnisch stark römisch geprägt, aber nichs, was man großartig als eigene Technologie in das Spiel hätte einbauen können. Zumal sich einige römische Erfindungen ja auch als Gebäude im Spiel wiederfinden, die dann über andere Technologien freigeschaltet werden, so zum Beispiel die gewölbten Aquädukte durch die Mechanik oder der Circus Maximus durch die Reiterei.

Roman_aqueduct_Tarragona_cc
Ein antikes Aquädukt in Spanien

Neben den Römern könnte man jetzt auch noch andere Völker (Karthager, Parther, Perser, Germanen usw.) nennen und deren technolgische Errungenschaften betrachten, aber das würde den Rahmen wohl sprengen. Eventuell gibt es dazu irgendwann einmal einen eigenen Beitrag. Im Mittelalter wird man noch die ein- oder andere Erfindung der Römer finden, aber dazu dann mehr im nächsten Kapitel! Vorher aber nochmal, als kleine Würdigung an die Griechen, ein Wort, das auch die meisten Nicht-Griechen heute noch gerne benutzen: Jámas – Prost!

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