„Früher war alles besser“ – Dieser gerne zitierte Satz wird benutzt, um die vermeintliche Überlegenheit der Vergangenheit gegenüber der aktuellen Situation aufzuzeigen. Dies geschieht aber oft verklärt, indem negative Punkte einfach weggelassen werden oder man den jeweiligen historischen Kontext nicht beachtet. Pöbelnde Wutbürger wünschen sich aktuell ja ein Deutschland „von früher“ zurück, ohne dies genau zu definieren. Ähnlich verhält es sich in der nächsten Epoche beim Technologiebaum von Civilization V, der Renaissance: dort will man aber nicht nur eine, sondern gleich zwei Epochen zurück. Während das Mittelalter mit seinen christlichen Texten als negativ angesehen wird, greift man auf antike Autoren zurück und orientiert sich an deren Texten. Aber ein wenig genauer: Als Renaissance wird ein Zeitraum zwischen dem 14. und 16. Jhdt. In Europa bezeichnet. Die Wiedergeburt, die man hier über den Namen herleiten will, bezieht sich auf das antike Wissen: Dessen Errungenschaften sollten sich nicht mehr hinter christlichen Texten verstecken müssen, sondern wieder mehr im Vordergrund stehen. Auf das Spiel bezogen würde das bedeuten, dass man hier Technologien erforschen müsste, die in einem klaren Bezug zur Antike (und eben nicht zum Mittelalter) stehen. Ob das Spiel diesem Anspruch gerecht wird oder nicht, wird daher in diesem Blogeintrag geklärt werden. Viel Spass beim Lesen!
Zurück zu den Griechen (… wieder einmal!)
Anfangen wollen wir bei den Sternen, bzw. bei der Wissenschaft darüber, der Astronomie. Hier ist es wieder ein wenig komplizierter, denn einen genauen Zeitpunkt zu definieren, ab welchem man die Astronomie als erfroscht ansehen kann, gibt es in diesem Sinne nicht. Denn die Orientierung an den Gestirnen kann man bis in das 5. Jahrtausend v.Chr. zurückverfolgen, in Goseck (Sachsen-Anhalt) fand man eine auf diese Zeit datierte Anlage zum Erforschen des Sonnenauf- und untergangs. Auch andere antike Hochkulturen (Ägypten, Griechenland usw.) beschäftigten sich schon mit astronomischen Themen, schon Aristoteles versuchte, die Bewegungen der Himmelskörper zu beschreiben. Aus diesem Grund wäre es also historisch gesehen kein Problem, die Astronomie in die Antike oder die Klassik zu packen. Im Spiel findet sie sich aber erst in der Renaissance. Dies könnte damit zu tun haben, dass die „klassische“ Astronomie dort ihren Ursprung hat. Genauer gesagt hängt dies mit Nikolaus Kopernikus zusammen, welcher das heliozentrische Weltbild endgültig durchsetzte.

Er war nicht der erste, welcher nachweisen wollte, dass sich die Erde um die Sonne (und nicht andersherum) drehte. Aber er war derjenige, durch dessen Forschungen sich dieses Weltbild langsam durchsetzen konnte. Ebenfalls mit dieser Phase verbunden ist der Name Ferdinand Magellan. Er plante die erste Weltumsegelung, die auch durchgeführt werden konnte, wenngleich Magellan auf den Philippinen getötet wurde. Bei dieser Reise konnte jedoch weitere astronomische (im doppelten Sinne!) Informationen gesammelt werden. Weitere Namen wie Johannes Keppler oder Galileo Galilei (Nicht der von Pro7) waren ebenfalls in der Renaissance aktiv. Und lieferten so die Grundlage für die Astronomie als anerkannte Wissenschaft. Diese Symbiose aus Erkenntnissen von Forschung und Seefahrt symbolisiert das Spiel übrigens sehr gut, weil die Voraussetzung für die Astronomie zum einen der Kompass (→ Seefahrt), zum anderen das Bildungswesen (→ Forschungen) ist. Da die Rückbesinnung auf Wissen aus der Antike bei der Astronomie ebenfalls vorhanden ist, passt sie sehr gut in diese Zeit, auch wenn man sie durchaus in die Antike hätte setzen können.
Weiter geht es dann mit der Akustik. Die Forschung über den Schall und dessen Ausbreitung geht ebenfalls weit bis in die Antike zurück, hier gelten die Chinesen mit der Einführung von Tonsystemen im 3. Jahrtausend v.Chr. als Erfinder. Aber auch Römer und Griechen beschäftigten sich mit dem Thema, der römische Architekt Vitruv analysierte die Schallausbreitung in Amphitheatern, um so eine bessere Akustik erzeugen zu können. Im Gegensatz zur Astronomie gibt es hier aber nur wenige und sehr lose Forschungsergebnisse aus der Antike. Mehr wurde es dann erst in der Renaissance (welch Überraschung!). Leonardo da Vinci gilt hier als erster großer Forscher der Akustik, weil er auf viele verschiedene Weisen in der Akustik geforscht hat: wie breitet sich Schall in der Lust aus? Mit welcher Geschwindigkeit? Auch Galilei hat mit seinen Forschungen bezüglich Tonhöhen und Frequenzen einiges zu diesem Thema beigetragen. Zwar wurde die Beschäftigung nach der Renaissance noch intensiver fortgesetzt, aber der Grundstein dafür liegt im Beginn dieser Epoche. Das, und der ebenfalls wieder vorhandene Bezug zur Antike, lässt die Akustik gut in die Renaissance passen.
Eine bekannte Technologie folgt dann als nächstes, nämlich das Bankenwesen. Wieso bekannt? Weil ich dies bereits in meinem letzten Artikel über den Technologiebaum als eigentlich ins Mittelalter zugehörige Technologie bezeichnet hatte. Dabei könnte man sogar noch weiter zurückgehen: wie immer waren bereits die antiken Hochkulturen ein wenig schneller, die Babylonier hatten bereits im 6. Jhdt. v.Chr. erste Formen eines strukturierten Bankenwesens und auch die Griechen hatten bankenähnliche Gebäude (Trapeziten → woher der heutige Name für Banken kommt: trapeza).

Aber ein eigenständiges Bankensystem kam erst im Mittelalter auf, als man durch den Europäischen Land- und Wasserhandel auch darauf angewiesen war, Geld möglichst überall zur Verfügung zu haben. Zentrum dieser ganzen Kredit- und Geldwechselgeschäfte war Florenz im 13. Jahrhundert. Die bekanntesten Bänker dürften die Medici sein, welchen ihren Reichtum im Spätmittelalter auf dem Bankengeschäft aufbauten. Von Florenz aus breitete sich das Bankenwesen dann auch in die anderen Länder Europas aus, eines der bekanntesten Häuser (Fugger) wirkte zu Beginn der 16 Jhdts., also auf der Schwelle von Mittelalter zu Renaissance. Ansonsten gibt es aber keine wirklich spezifischen Entwicklungen, die ein Platzierung des Bankenwesens in der Renaissance rechtfertigen würden. Wieso macht es das Spiel dennoch und lässt dem an Technologien sowieso schon armen Mittelalter diese wirklich passende nicht? Tatsächlich dürfte dies mit der Technologie „Gilden“ zusammenhängen. Denn über diese werden viele „Finanzelemente“ im Spiel freigeschaltet, genauso wie über das Bankenwesen das Gebäude Bank. Würde man nun direkt aufeinander folgen, so gäbe es im Mittelalter zwei Technologien, welche sich auf dasselbe Spielelement konzentrieren. Da das Spiel versucht, die einzelnen Zeiträume spielerisch möglichst ausgewogen zu halten, würden zwei finanzielle Technologien diese Ausgeglichenheit durcheinanderbringen. Deshalb hat man sich wohl dafür entschieden, die Ritterlichkeit dazwischen zu schieben. Dies mag auf dem ersten Blick ein wenig unpassend wirken, aber tatsächlich waren es die Templer, welche das Bankenwesen infolge der Kreuzzüge für sich entdeckt haben: ein Templer konnte von der Reise sein Vermögen übergeben und bekam dafür einen Schein, welcher Auskunft über sein Vermögen in der Heimat gab. Diese Summe konnte man nun bei Templernbanken im nahen Osten wieder abheben. Aber auch dies geschah alles im Mittelalter, weshalb das Bankenwesen historisch eher ins Mittelalter passt, spielerisch aber in die Renaissance geschoben wurden.
Druck auf die Presse
Dann wird es ein wenig leichter, was das datieren betrifft, denn die Druckerpresse lässt sich doch relativ genau auf das 15 Jhdt. n.Chr. datieren. Johannes Gutenberg gilt in dieser Hinsicht als Erfindet der modernen Druckerpresse mit Spindelpresse und beweglichen Lettern. Zwar gab es schon zuvor verschiedene Formen des Buchdrucks, aber diese beschränkten sich doch auf das Aufdrucken von festen Nachrichten auf Ton oder Holz. Die wirkliche Druckerpresse wurde um das Jahr 1440 herum erfunden und befindet sich damit zeitlich sowohl im (Spät-)mittelalter, aber auch in der Renaissance.

Da die Übergänge hier fließend sind, kann man den Zeitpunkt der Erfindung historisch gesehen schon in die Renaissance schieben. Auch wenn hier der klare Bezug zur Orientierung an antiken Beispielen fehlt, weshalb man die Druckerpresse (wie auch schon das Bankenwesen) auch ins Mittelalter hätte legen können. Aber die Maschinen als Voraussetzung für diese Technologie soll wohl verdeutlichen, dass es sich hier um eine moderne und mit neuer Technik arbeitende Druckerpresse handelt.
Auch das Schießpulver kann man anhand von Schlachtberichten relativ gut datieren: wohl in Asien erfunden soll es über die Eroberungsfeldzüge Dschingis Khans im 13. Jhdt. nach Europa gekommen sein. Spätestens im 14. Jhdt. War es dann auch in Europa verbreitet und wurde in Schlachten eingesetzt, die französische Stadt Saint-Sauveur-le-Vicomte soll 1374 angeblich als erste Stadt mit Kanonen eingenommen wurden sein. Im Gegensatz zu den vorherigen Technologien befindet sich das Schießpulver somit nicht wirklich auf der Grenze zwischen Renaissance und Spätmittelalter, sondern ist zeitlich gesehen klar eine Technologie des Mittelalters. Die Entwickler von Civilization sahen dies aber anders und packen das Donnerkraut (niederdeutsche Bezeichnung!) in die Renaissance. Voraussetzung für diese Technologie sind im Spiel Stahl und Physik. Rein logisch gesehen passt das nicht wirklich zusammen, könnte man bei der Physik noch argumentieren, dass auch Kanonen und Schusswaffen physikalisch getestet werden können, hat Stahl mit Schießpulver keinen wirklichen Bezug. Deshalb muss man auch hier wieder spielerisch gucken, was die Technologie bringt. Und (welch Überraschung!) durch das Schießpulver werden die ersten Schusswaffeneinheiten freigeschaltet, welche über eine beachtliche Stärke verfügen. Damit setzt fügt das Schießpulver in die Reihe der eher „militärischen Technologien“ im unteren Bereich des Technologiebaums ein: dort dienen die meisten Technologien zum Freischalten besserer Einheiten. Auch das Schießpulver musste mit dessen militärischer Komponente dorthin und nach dem Stahl kommen, um Schießpulvereinheiten als den Langschwertkämpfern überlegene Einheit darzustellen. Das erklärt diese etwas merkwürdige Einordnung einer Technologie, die eigentlich eher im Mittelalter zuhause ist.
Als nächstes folgt dann die Navigation. Aber nicht die, welche sie gerade im Internet betreiben! Sondern die Navigation mit Schiffen auf dem Wasser. Aber hier stellt sich eine Frage: Wenn man schon früher gesegelt ist, wieso kommt die Navigation erst in der Renaissance? Nach dem Duden nämlich bezeichnet die Navigation „bei Schiffen, Luft- und Raumfahrzeugen [die] Gesamtheit der Maßnahmen zur Bestimmung des Standorts und zur Einhaltung des gewählten Kurses.“ Da es im Spiel aber schon genügend andere Technologien gibt, die bei der Standortbestimmung und Kurseinhaltung helfen (Kompass, Astronomie, Optik usw.), wirkt es unlogisch, die Navigation jetzt erst zu erforschen. Denn Schiffe haben auch schon in Antike und Mittelalter größere Strecken zurücklegen können und dabei die (ja auch im Spiel genannten) Hilfsmittel nutzen können. Andere Techniken wie ein allgemeines Seehandbuch oder die Anwendung der Koppelnavigation stammen ebenfalls nicht aus der Renaissance, sondern aus dem Mittelalter. Zwar wurden zu dieser Zeit andere Hilfsmittel wie das Log oder der Quadrant benutzt, aber wirklich hervorgehoben wird die Renaissance dadurch nicht.

Worauf das Spiel hier wohl hinaus möchte, ist die Tatsache, dass durch die Anzahl an Hilfsmitteln bei der Navigation erstmals Weltumsegelungen und das Erstellen von Weltkarten möglich waren. Wie schon erwähnt fand unter Magellan die erste Weltumsegelung statt. Trotzdem ist der Begriff Navigation für diese Technologie unglücklich gewählt, man hätte die Tradition der Hilfsmittel auch einfach fortsetzen und hier den Quadranten oder ähnliches erforschen lassen können. Dies wäre eine klare eigenständige Technologie der Renaissance gewesen und würde nicht den Eindruck vermitteln, dass Navigation erst ab dieser Epoche wirklich möglich war.
Ein ähnliches Problem gibt es bei der nächsten Technologie, der Architektur. Im Prinzip beschreibt dieser Begriff die Gesamtheit aller Elemente beim Bau eines Gebäudes, kann aber auch stellvertretend als Adjektiv für einen bestimmten Baustil gesehen werden (Architektur der Gotik z.B.). Wenn man dies im Spiel erst in der Renaissance freischaltet, bedeutet das also, dass es vorher weder eine architektonische Planung beim Bauen, noch einen bestimmten Stil gab? Wie ich schon mit dem Beispiel der Gotik angedeutet habe, ist das unsinnig. Neben der Gotik gab es auch bei den Griechen und Römern eigene Merkmale in der Architektur, aber auch Phasen wie die Romanik beschreiben einen eigenen Architekturstil. Das geplante Bauen von Gebäuden nach optischen Merkmalen ist keine Errungenschaft der Renaissance, sondern hätte so schon in die Antike gepasst. Was will uns das Spiel damit sagen? Die Antwort darauf liegt wohl im Blick auf die jeweiligen Gebäude, die über diese Technologie freigeschaltet werden: es sind alles Weltwunder, bei welchen wir nun auf die jeweiligen Baudaten gucken wollen: Der Porzellanturm wurde zu Beginn des 15. Jhdts. errichtet, die Uffizien zwischen 1559 und 1581.

Dann folgt der Taj Mahal zwischen 1631 und 1648 bis wir im Jahr 1764 zur Eremitage kommen. Wenn man die Renaissance zwischen dem Ende des 14. Jhdts. bis zum Ende des 16. Jhdts. datiert, fällt auf, dass Taj Mahal und Eremitage eigentlich nichts mit diesem Zeitalter zu tun haben. Und da es eigentlich eine europäische Kulturepoche ist, hat auch der Porzellanturm in China wenig mit der Renaissance oder deren Architektur zu tun. Bleiben nur noch die Uffizien übrig, diese passen aber historisch, als auch architektonisch in die Renaissance herein (na immerhin!). Insofern wirkt diese Technologie hier fehlplatziert: zwar gibt es eine eigene Architektur der Renaissance, aber auch frühere Epochen haben ihren eigenen Architekturstil. Einfach nur „Architektur“ als Begriff ist zu ungenau. Und auch die freigeschalteten Wunder passen, bis auf die Uffizien, nicht wirklich in diesen Epoche. Das Spiel wird hier wohl einfach eine Füllertechnologie gesucht haben, um ein paar Weltwunder in das Spiel zu bringen und hat sich deshalb für diesen Begriff entschieden, eine gute Wahl war es aber nicht.
Unsichtbare Gliedmaßen
Das Wirtschaftswesen als nächste Technologie steht dann in der Tradition, es dem Autor schwierig zu machen. Denn wieder mal handelt es sich um ein theoretisches Konstrukt, bei welchem man nicht an einem bestimmten Datum von „erfunden“ sprechen kann. Gedanken über Geld, Produktion und Handel haben sich bereits in der Antike und im Mittelalter Menschen gemacht, darunter auch einige Bekannte dieses Blogs wie z.B. Aristoteles. Dies waren jedoch nur lose Überlegungen und sie waren nicht auf fundierte Ergebnisse basierend. Wirtschaft als Wissenschaft zu begreifen, kam dann erst später auf, genauer genommen in der zweiten Hälfte des 18. Jhdts.: John Smith gilt hier als Begründer der Klassischen Nationalökonomie (unsichtbare Hand, ihr wisst schon!), welche die Ökonomie als eigenständige Wissenschaftsdisziplin etabliert hat. Aber es fällt gleich auf, dass all dies erst weit nach dem Ende der Renaissance erforscht wird. Das Wirtschaftswesen an sich hat hier also nichts verloren, was besser gepasst hätte, wenn man unbedingt eine „finanzielle Technologie“ erforschen lassen wollte, wäre der Merkantilismus gewesen. Dieser entwickelt sich gegen Ende der Renaissance heraus und, obwohl es keine typische Erfindung dieser Epoche ist, wäre er zeitlich gesehen weniger deplatziert gewesen, als das Wirtschaftswesen.
Die Metallverarbeitung als Technologie in der Renaissance passt sich dann in das Schema der vorherigen Metallurgie-Technologien ein (Stahl, Metallguss, Eisenverarbeitung usw.). Nur ist auch hier das typische Muster von Technologien zu erkennen, die zwar spielerisch für bestimmte Gebäude und Einheiten gebraucht werden, aber historisch eher weniger in diese Epoche passen. Denn die Verarbeitung von Metallen ist ja schon im Stahl und Metallguss enthalten: Was bringt es, Metalle zu produzieren, wenn man sie nicht verarbeiten kann? Die Metallverarbeitung als besondere Technologie dieser Epoche hervorzuheben, deutet ja eigentlich daraufhin, dass es einen großen Fortschritt in der Arbeit mit Metallen gegeben haben muss: neue Verarbeitungsmethoden, neue Produkte, neue Gewinnungsverfahren etc.. Tatsächlich findet sich davon aber eher wenig, die schon vorher genannten Hochöfen finden sich schon bei Stahl und Metallguss im Mittelalter und die große industrielle Revolution geschieht dann ja später im Industriezeitalter. Einzig der Gelehrte Georgius Agricola hat ein Werk verfasst, welches sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt: De re metallica libri XII, zu Deutsch: Die 12 Bücher über das Bergwerk.

Hier spricht Agricola unter anderem über die verschiedenen Erze, deren Gewinnung und Verarbeitung. Ansonsten haben Renaissance und Metallverarbeitung historisch wenig miteinander zu tun. Hier dient die Technologie wohl nur dazu, noch ein paar militärische Gebäude und Einheiten freizuschalten, welche in keine andere Technologie gepasst hätten.
Abschließend gucken wir nun auf die Chemie, welche im Spiel aus dem Schießpulver hervorgeht. Erst einmal sei gesagt, dass die Chemie im unteren Bereich des Technologiebaums gut aufgehoben ist. Denn gerade in Bezug auf Metallgewinnung und -verarbeitung hat die Chemie in allen Phasen der Menschheit eine große Rolle gespielt. Neben dieser praktischen Komponente befassten sich auch antike Autoren mit der Frage, woraus die Erde bestehen würde. Viele glaubten, dass es einen Urstoff gebe und vermuteten diesen als Wasser oder auch Luft. Aus diesen Überlegungen entwickelte sich dann die Alchemie, welche mystische Elemente mit chemischen Verfahren kombinierte. Unter anderem versuchten viele Alchemisten via Transmutation (klingt wie in einem Horrorfilm!), Gold herzustellen. Wie ihr schon merkt, war eine geordnete und vor allem auf wissenschaftlichen Prinzipien basierende Chemie noch nicht „erfunden“. Dies sollte sich erst in einer anderen Epoche ändern, und zwar in der Renaissance. Den im vorherigen Absatz schon erwähnten Agricola brauche ich nicht mehr erwähnen, auch auf anderen Gebieten fing man an, Chemie wissenschaftlich zu hinterfragen und zu überlegen, in welchen Kontexten dies nützlich sein könnte. Ein anderer Aspekt war die Herstellung von Medizin, um Krankheiten besser bekämpfen zu können. Ein wenig untypisch für die Renaissance ist dann doch, dass man sich von den alten Vorstellungen ganz löst, also nicht nur von denen des Mittelalters, auch antike Gedanken spielen weniger eine Rolle (wie z.B. die eines Urstoffs). Aber generell stellt die Renaissance einen großen Wendepunkt in der Geschichte der Chemie dar und ist im Spiel deshalb auch gut dort aufgehoben.
Fazit
Wenn man sich nun einmal anschaut, welche Technologien wirklich in die Renaissance passen und welche eher nicht, wird man feststellen, dass es eigentlich wenig Technologien sind, die wirklich in die Renaissance passen: Astronomie, Akustik und die Chemie sind die einzigen drei Kriterien, die sowohl zeitlich passen, als auch einen Bezug zu antiken Autoren haben, dessen Wissen (mehr oder weniger) genutzt werden konnte. Die meisten anderen Technologien wirken eher unpassend, sei es, weil sie eher in andere Epochen (Mittelalter oder Industriezeitalter) gehören, oder sei es, weil sie durch einen unpassenden Begriff beschrieben sind, der zu allgemein ist (Navigation, Metallverarbeitung). Daraus folgt, dass die Renaissance als eigenständige Epoche nicht wirklich vermittelt wird. Sondern das Spiel füllt die Renaissance mit Technologien aus anderen Epochen auf, dabei sind auch einige aus dem Mittelalter dabei, von dem man sich doch abgrenzen wollte. Aber dadurch zeigt das Spiel auch, dass diese „Abgrenzung“ zum größten Teil auch künstlich hervorgehoben werden sollte. Denn der Unterschied zwischen Mittelalter und Renaissance war nie so groß, wie es lange Zeit propagiert wurde. In vielerlei Hinsicht waren die Übergänge sogar fließend, lediglich kulturell beschritt man einen neuen Weg. Daraus entsteht aber ein anderes Problem: Denn eine kulturell neue Epoche bedeutet ja nicht gleich eine technologisch neue Epoche. Zwar wurden aus den antiken Kenntnissen neue Erfindungen gemacht, aber jede Epoche hatte ihre eigenen Erfindungen, unabhängig von der Herkunft. Die Errungenschaften der Renaissance wurden zum größten Teil auf kultureller Ebene gewonnen, für das Spiel braucht man aber nicht nur kulturelle, sondern auch finanzielle oder militärische Technologien. Hier hat man sich bei fehlenden eigenen Ideen eben bei anderen Zeitalter bedient und Technologien vor- oder nachgezogen. Auf jeden Fall wird so deutlich, dass die Renaissance zwar eine wichtige Epoche in der (europäischen!) Geschichte ist, aber den vorherigen nicht „überlegen“ war. Sie ist für die Menschheit eine Stufe auf der Treppe des Fortschritts und liefert die Grundlagen für die nächste, die Industrialisierung, mit der wir uns dann im nächsten Blogeintrag dieser Serie befassen werden!