3 Jahre Videospielhistoriker! – Mein Lieblingsspiel!

Den 27. Juni 2016 als geschichtsträchtigen Tag zu bezeichnen, wäre wohl etwas zu hoch gegriffen. Obwohl einiges passiert ist: 1966 putscht sich in Argentinien eine Militärdiktatur an die Macht. 1977 wird ein gewisser Joseph Ratzinger zum Kardinal ernannt. Und 2018 verliert die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland mit 0:2 gegen Südkorea und scheidet erstmals in der Vorrunde aus. Abgesehen von Ereignissen aus Geschichte, Religion oder Sport gab es auch ein anderes, sicherlich etwas weniger bedeutendes Ereignis: Am 27.6.2016 wurde mit „Ernährung in Anno 1404“ der erste Artikel auf diesem Blog veröffentlicht! Und somit feiern wir in diesem Monat dreijähriges Jubiläum!

Quasi als kleines Geschenk an mich selbst nehme ich es mir einmal heraus, ein paar Zeilen über mein Lieblingsspiel zu schreiben. Und damit eventuell auch das Geheimnis zu lüften, um welches Spiel es sich denn handelt. Warum „eventuell“? Nun ja, irgendwann verliert man selbst die Übersicht darüber, ob man es nicht schon einmal in einem Artikel erwähnt hat. Aber unabhängig davon, will ich euch kurz die Chance geben, die Antwort selber zu erraten. Daher ein paar Hinweise:

 

  1. Es ist ein Echtzeit-Strategiespiel.
  2. Es feiert in diesem Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag.
  3. Es hat, ganz überraschend, ein historisches Setting.
  4. Wololo

 

Nach Punkt 4 dürfte es nun kein Geheimnis mehr sein, es ist natürlich…

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Age of Empires II!

Dabei ist es gar nicht so wahrscheinlich gewesen, dass ich heute hier sitze und über Age of Empires II als mein Lieblingsspiel schreibe. Denn das Spiel ist tatsächlich erst ab 12 Jahren freigegeben. Ein 7-jähriger Björn ist im Jahr 1999 doch noch ein paar Jährchen davon entfernt. Zum Glück nahm es mein Opa mit diesen Angaben damals nicht ganz so ernst wie meine Eltern, weshalb ich bei ihm immer ein paar Runden spielen konnte. Und es hat sich gelohnt! Age of Empires II zog mich sofort in seinen Bann, weil es eine Sache meisterlich konnte: Geschichte(n) erzählen. Als Kind die Geschichten großer Männer (und Frauen) selbst nachspielen zu können, war schon ein tolles Erlebnis. Vor allem, weil man als Kind auch nicht groß über die historische Darstellung an sich nachdenkt (Vielen Dank auch, Studium!), sondern sich vollkommen in die Welt entführen lässt. Der große Friedrich Barbarossa, der das Deutsche Reich eint und auf der Reise nach Jerusalem tragisch zu Tode kommt, nur um die Stadt dann doch noch zu erreichen, wenn auch im Tode. Johanna von Orléans, welche im Kampf für Frankreich gegen die Engländer kämpft, dann jedoch verraten wird. Oder natürlich William Wallace, der auch schon damals für die Freiheit Schottlands eintrat. Über die Kampagnen, die auch spielerisch meisterhaft aufgebaut waren, entwickelte ich früh einen Bezug zu Geschichte und der Zeit, die weit vor dem „heute“ war. Regelmäßig fragte ich meinen Opa nach dem Spielen, warum die Dinge heute anders sind. Warum regiert uns kein Kaiser mehr? Warum reiten Soldaten heute nicht mehr? Und wann drohen die nächsten Mongolenüberfälle? Age of Empires II dürfte einer der Hauptgründe dafür gewesen sein, dass ich mich einige Jahre später für ein Lehramtsstudium in den Fächern Latein und Geschichte entschieden habe. Selbst meine Masterarbeit bezieht sich in Teilen auf AoE II und beinhaltet eine ausführliche Erläuterung eines Tower-Rushs.

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Ein Buch voller Geschichte: Das Kampagnenmenü von Age of Empires II wirkt wie eine Erzählung aus einem Geschichtsbuch!

Aber auch abgesehen von dem historischen Setting hat es als Spiel einfach unglaublich viel Spass gemacht (was heißt hat, tut es bis heute!). Das ruhige Aufbauen einer Stadt, das Ausheben einer großen Armee und das abschließende Erobern der (leichten!) KI-Gegner war für mich damals ein rundum gelungener Nachmittag. Vor allem das Rumtüfteln, welche Einheiten denn nun stark gegenüber welchen anderen sind, hat dabei viel Zeit eingenommen. Für mich war es nämlich lange unverständlich, wieso Ritter gegen „billige“ Speerkämpfer keine Chance hatten. Somit entwickelte sich aber auch schon relativ früh ein gutes strategisches Verständnis, welches mir dann später auf LAN-Partys in RTS-Spielen viele Vorteile verschafft hat. Und ich gewann in der Schule mal eine „Schere-Stein-Papier“-Meisterschaft…

Abseits von LANs sah ich AoE II aber immer mehr als Singleplayer-Titel an. Erst als im jahr 2013 die HD Edition des Spiels erschien und man endlich einen vernünftig laufenden Online-Multiplayer hatte, ging es für mich dann auch auf die Schlachtfelder des Multiplayers. Buildorders, Boarlures, Hotkeys… alles musste sitzen, um in den nervenaufreibenden Partien als Sieger vom Platz zu gehen. Aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten durch Einheiten, Völker, Boni, Spielmodi usw. erlebt man bis heute immer wieder neue Spielsituationen und ist gefordert, sich neue Strategien zu überlegen. Hilfreich ist dabei auch, dass sich AoE II nach wie vor einer großen Community erfreut, die durch zahlreiche YouTube-Channel (Nili_AoE, Spirit of the Law, T90, nur um mal ein paar zu nennen) auch gut gepflegt wird. Der Internetsender Rocketbeans hatte dem Spiel bis vor kurzem sogar eine eigene Sendung mit dem passenden Titel „Rage of Empires“ gewidmet. Die im Herbst erscheinende Definitive Edition wird sicherlich dafür sorgen, dass das Spiel auch für die nächsten Jahre gut in Sachen Multiplayer aufgestellt ist. Keine schlechten Aussichten für ein 20 Jahre altes Spiel!

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Definitiv empfehlenswert! – Erste Bilder der Definitive Edition von Age of Empires II.

In diesem Sinne: Wer es noch nicht hat -> Besorgen! Ist oft für wenige Euronen im Steamsale zu haben. Wer es schon hat -> Starten und dann sieht man sich eventuell im Multiplayer. Aber ohne Cheats natürlich. Denn da soll man lieber im Singleplayer fragen, wie man etwas anmacht… 😉

 

 

 

2 Gedanken zu “3 Jahre Videospielhistoriker! – Mein Lieblingsspiel!

  1. Schöner Post! Und Glückwunsch zum Dreijährigen.
    Das erste AoE war mein Einstieg in die Welt der historischen Videospiele (davor mal Anno 1602, aber das nur bei Freunden). AoE2 hatte ich nur mal ausgeliehen (damals auf CD und mit dem Key – schöne Prä-Online-Registrierungs-Zeiten!), aber in dem Monat, bevor der eigentliche Besitzer es wieder zurück wollte, weidlich ausgenutzt. Du merkst schon: Der Post hat mich ganz tief in meine eigene Vergangenheit geschickt 🙂

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    1. Super, das freut mich. Ich wurde beim Schreiben auch ganz nostalgisch und habe erstmal wieder ein paar Missionen gezockt. Und wo du Anno 1602 jetzt erwähnst, bekommt man auch gleich wieder Lust drauf. 😀

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